Klaus Hoi im Portrait - Freiluftseele

Direkt zum Seiteninhalt
Klaus Hoi im Portrait
Klaus Hoi
* 12. April 1942 in Liezen, Österreich

Er verkörpert die Werte seines Berufsstandes in höchstem Maße: Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit und Gründlichkeit. Ein hundertprozentiger Bergführer, für den Liebe zu den Bergen und Treue zur Heimat keine Floskeln sind. Einer, der, wenn es gilt, anderen in der Not beisteht, nicht zögert, sich voll und ganz einzusetzen! Ein Vollblutalpinist ist er, in jedem Gelände perfekt, sommers wie winters: der Steirer Klaus Hoi.
© Archiv Klaus Hoi
...Klaus Hoi, ein Hundertprozentiger, einer, der seine Heimat liebt und fest verwurzelt ist mit den Möglichkeiten, die sich dort bieten! Ohne jeden Zweifel war und ist er einer der ganz bedeutenden Gesäuse-Protagonisten. „Gesäuse gleich Hoi“, so meint Adi Mokrejs, der bekannte Wiener Bergsteiger und Alpinhistoriker, „denn über 20 Jahre hat Hoi das Klettern dort geprägt, und keiner verfügt über seine Kompetenz in Bezug auf das Gesäuse!“
Dabei ist Klaus Hoi auch einer der Wenigen, dem es gelang, die Veränderungen und Entwicklungen im extremen Klettern aufzunehmen, mitzugestalten und einen Brückenschlag zwischen gestern und heute zu vollziehen. Mit der ersten Siebener-Route im Gesäuse, der „Dachl-Nordwest“, zeigte Hoi 1971, wie er sich Bergsteigen in seinen Hausbergen vorstellt: absolut frei geklettert, den Gegebenheiten der Wand angepasst, so wenig Material wie möglich. So kam die große Freikletterrenaissance Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre seinem Verständnis vom Felsgehen gerade recht, und er mischte, offen für die Jugend und neue Ideen, kräftig mit. Dabei genießt er umgekehrt auch bei der Jugend höchstes Ansehen. Denn wer in den Genuss wirklich ernster großer Führen kommen will, muss Routen wählen, die den Namen Klaus Hoi als Erstbegeher tragen.
© Archiv Klaus Hoi
Hoi ist eine Institution, ein Klassiker! Und wenn man andere Bergsteiger nach ihm befragt, ist da mehr als Anerkennung. Großer Respekt und Hochachtung scheint es am besten zu beschreiben. Der Admonter Bergführer Jürgen Reinmüller, mit Jahrgang 1982 einer der jungen Gesäusekenner, kann folgendermaßen zitiert werden: „Viel Gespür und ein ‚gutes Auge’ für schöne, kletterbare Linien beweist in den 70er Jahren vor allem Klaus Hoi. Die heute als große Gesäuseklassiker geltenden Routen Direkte Planspitze-Nordwestwand, der ‚Weg der Freunde’ oder die berühmte ‚Komplizierte’ in der Dachl-Nordwand werden von ihm erstbegangen. Mit der ‚Komplizierten’ wird 1977 der VII. Schwierigkeitsgrad im Gesäuse erstmals eröffnet.“ Frei geklettert und ohne technische Hilfsmittel, demonstrierte Hoi seine Abkehr vom Eroberungsstil der 1960er Jahre und die Ablehnung von Bohrhaken bei der Eröffnung neuer alpinen Routen. „Besonders die kompakten Platten der Gesäusewände zwingen unter diesen Gesichtspunkten zu sorgfältiger Routenwahl, und man braucht eine gute Spürnase und ein ‚großes Herz’ bei der praktischen Durchführung.“ Dass Klaus Hoi das alles besitzt, beweist wohl allerspätestens und aufs Neue seine Eröffnung der „Vater Morgana“ in der Dachl-Nordwand Ende der 1980er Jahre – der ersten mit IX bewerteten Gesäuseroute. „Für uns Erstbegeher war es die Meisterprüfung in reiferen Jahren.“

Klaus Hoi hat sich übrigens die Mühe gemacht, einen Teil seiner Führen selbst zu sanieren. Verantwortungsvoll und mit Augenmaß versteht sich, trägt sein Konzept dazu bei, eine Auswahl bestehender Routen verschiedenster Schwierigkeitsgrade zu entschärfen, ganz im Sinne des Zeitgeistes, vor allem aber um schlimme Unfälle zu vermeiden.
© Archiv Klaus Hoi
Auch heute noch fühlt sich Klaus Hoi voller Spannung. Wenn er nicht gerade auf Skitour ist, sieht man ihn nach wie vor in den steilen Wänden seiner Heimat. Immer noch drahtig und austrainiert – so als wollten Kraft und Ausdauer nie versiegen. Als einer, der die aktuelle Entwicklung hautnah verfolgt, hat auch er sich seine Gedanken gemacht: „Die Bergwelt wird leider zunehmend als ‚Sportgerät’ vereinnahmt. Ich nenne nur einige Schlagworte: Plaisirklettern, in der bequemst möglichen Form; Sportklettern reduziert sich meist nur auf wenige Meter Fels und Höchstleistung; Skyrunning und Geschwindigkeitsrekorde, Bergläufe im Sommer und Winter, die Klettersteigerschließung ist alpenweit zur Manie geworden, Expeditionen als kommerzielle Massenunternehmungen. Bergsteigen als Lebensform und Grundhaltung mit echtem Verzicht auf alle Bequemlichkeiten und ohne 100%ige Sicherheitsgarantie ist zunehmend aus der Mode gekommen.“

Dabei verdeutlicht gerade sein Leben, dass Bergsteigen jung und fit hält. Mehr noch, Klaus Hoi zeigt, dass von der Lebensmitte „Berg“ ausgehend Bodenständigkeit und intensivstes, abenteuerliches Erleben keine Widersprüche sein müssen!...
Aus seinem Tourenbuch (Auszug):

1960: Große Zinne-Nordwand „Direttissima“
1961: 1. Beg. Sparafeld-Südwestturm-Südpfeiler
1961: Lalidererspitze-Nordverschneidung
1962: Eiger-Nordwand
1963: 1. Beg. Dachl-Nordwand „Buhl-Gedächtnisweg"
1963: 1. Winterbeg. Dachstein-Südwand
1964: 1. Alleinbegehung Gamsfeld-Südwestwand
1965: 1. Winterbeg. Kalbling dir. Westwand
1966: 1. Beg. Türlspitz-Ostwandpfeiler
1967: 1. Beg. Fleischbank-Nordwestwand
1967: 1. Beg. Gr. Koppenkarstein-Südwand „Bergführer-Risse"
1971: 1. Beg. Dachl-Nordwestwand
1977: 1. Beg. Dachstein-Südwandpfeiler
1978: 1. Beg. Planspitze-Nordwestwand „Weg der Freude"
1988: 1. Beg. Dachl-Nordwand „Vater Morgana"
Klaus Hoi, Robert Kittl, Hansjörg Farbmacher und Hans Mariacher meistern die Überquerung der Alpen auf Skiern

Vom 21. März bis zum 29. April 1971 vollbringen vier österreichische Alpinisten eine schier unglaubliche Leistung. In 40 Tagen überqueren sie den kompletten Alpenbogen auf Skiern von Wien bis Nizza. Eine beeindruckende skialpinistische Unternehmung, die auch heute noch zu den wohl bedeutendsten und anstrengendsten der langen Geschichte des Skibergsteigens gehört.
Zurück zum Seiteninhalt